Digitalisierung ist Pflicht – digitale Transformation ist die Kür. Danach handelt Zahnärztin Dr. Nadine Buchholz und integrierte zwei digital basierte Praxiskonzepte in der Praxis für Zahnheilkunde in Oldenburg. Die Zahnärztin präsentierte die Konzepte bei der Schütz Dental-Veranstaltung „Die digitale Praxis“. Claudia Gabbert sprach mit ihr über ihre Erfolgskonzepte.
Sie sind digitale Zahnärztin aus Leidenschaft. Was begeistert Sie für die Digitalisierung?
Dr. Nadine Buchholz: Ja, das stimmt! Seitdem ich in der Zahnarztpraxis in Oldenburg tätig bin, habe ich die Abläufe in meiner täglichen Praxis weitestgehend digitalisiert. Warum? Weil Praxisabläufe zum Beispiel mit dem Intraoralscanner optimiert werden können. Doch es gibt auch durchaus Einschränkungen. Bei der Herstellung von festsitzendem Zahnersatz nehme ich nur digitale Abformungen vor, hingegen bei Versorgungen für herausnehmbaren Zahnersatz bleibt die konventionelle Abdrucknahme aktuell noch State of the Art. Da verlasse ich mich lieber auf die Genauigkeit der Funktionsabformung mit der herkömmlichen Weise.
„Bei herausnehmbarem Zahnersatz bleibt die konventionelle Abdrucknahme aktuell noch State of the Art.“
Wie steigt man als Zahnärztin in die digitale Zahnheilkunde ein?
Buchholz: Natürlich mit der digitalen Abformung. Seit 2010 setze ich unterschiedlichste Systeme in der Praxis ein. Heute arbeite ich mit dem Intraoralscanner Medit i500 (Vertrieb Schütz Dental), der für mich eine große Erleichterung im Praxisalltag ist. Das Zusammenspiel von verschiedenen Systemen, die sich in einem kompletten digitalen Workflow wiederfinden – das fasziniert mich täglich aufs Neue und macht meinen Beruf äußerst attraktiv und abwechslungsreich.
Stellen Sie uns bitte Ihr Praxiskonzept für Schienen vor!
Buchholz: Das Praxiskonzept eignet sich für Patienten, die Einschränkungen beim Kauen beziehungsweise in ihrem Biss haben und daraus teilweise resultierend Beschwerden im Kiefergelenk. Nach der Schienentherapie entscheiden wir gemeinsam, wohin die Reise geht. Ob der Patient neuen Zahnersatz benötigt, Table Tops oder eine dauerhaft zu tragende Schiene. Im ersten Gespräch führe ich mit dem Patienten eine Anamnese mit einem Fragebogen durch. Dieser enthält Fragen zum Allgemeinbefinden genauso wie zur aktuellen Mund-Kiefer-Situation. Es folgen ein manuelles Screening und ein Intraoralscan. Als Vorbereitung für das folgende Gespräch zeige ich dem Patienten die Bewegungen, die wir in der Vermessung vornehmen. Diese kann er als Vorbereitung zu Hause üben. Im zweiten Gespräch folgt die digitalbasierte Funktionsanalyse mit dem Zebris JMA Optic. Hier werden die realen Bewegungsbahnen des Patienten aufgezeichnet und die sogenannten „Real Movement Daten“ sowie das Registrat über das Modul „Kieferrelationsbestimmung“ in die Software geladen. Ein zweiter Intraoralscan erfolgt mit dem noch im Mund eingesetzten Kopplungslöffel aus diesem System. Der Funktionsreport in Form einer xml-Datei und die beiden Intraoralscans (STL-Dateien) werden in die Software Tizian Creativ RT geladen. Der Zahntechniker konstruiert die Schiene und fräst sie in Kunststoff (PMMA) oder Polycarbonat (PC). Damit startet die Bissregulierung mit einer perfekt passenden Schiene, die ich aufgrund ihrer Präzision noch nicht mal einschleifen muss.
Ihr zweites Praxiskonzept heißt Sofortversorgung nach Implantation. Es basiert ebenfalls auf der digitalen Abformung in Verbindung mit dem Zebris-System.
Wie gestaltet sich der Ablauf?
Buchholz: Ziel des Praxiskonzepts ist die sofortige Versorgung eines Patienten nach erfolgter Implantation mit festsitzendem Zahnersatz. Beim ersten Termin erfolgen der Intraoralscan der Ausgangssituation und die Vermessung mit dem Zebris JMA Optic. Beim zweiten Termin erfolgen eine Sofortimplantation durch den Chirurgen. Danach werden der Scanbody gescannt und die Interims provisorisch befestigt. Wird mithilfe einer Bohrschablone implantiert, kann auf die Interims verzichtet werden, und die provisorische Krone wird sofort eingesetzt. Mit der Laborsoftware Tizian Creativ RT wird der Frontzahn designt. Zwei Tage nach der Implantation wird beim dritten Termin die fertige Krone eingesetzt. Alles passt, und der Patient profitiert von der Weichgewebsausformung, einem hohen Tragekomfort und einer ansprechenden Ästhetik.
Warum ist es für Sie sinnvoll, die Vermessung mit dem Zebris-System vorzunehmen?
Buchholz: Das Allerwichtigste vorweg: eine sichere Prothetik für meine Patienten. Und daraus resultierend eine Absicherung für mich als behandelnde Zahnärztin. Mit dem System ist es möglich, individuelle Patienteninformationen für den digitalen Artikulator zu übertragen. Und die Daten als Dokumentation für Planungen, Krankenkassen und im ärgsten Fall Gerichte parat zu haben.
„Mit dem System ist es möglich, individuelle Patienteninformationen für den digitalen Artikulator zu übertragen.“
Welche Verbesserungen bietet das neue System für Sie?
Buchholz: Also, der optimierte Oberkieferbogen erlaubt dem Patienten eine bessere Sicht. Der Oberkieferbogen ist wesentlich einfacher aufzusetzen, quasi wie eine Brille. Der Unterkiefersensor ist mit 15 Gramm leichter und graziler als beim bisherigen System. Für mich als Zahnärztin gestaltet sich intraoral eine bessere Zugänglichkeit. Die Ebene lässt sich schneller einmessen und der Oberkieferbogen rascher anpassen als bisher, sodass sich eine enorme Zeiteffizienz im Gegensatz zum bisherigen System ergibt. Die Infrarottechnik liefert genauere Ergebnisse im Gegensatz zur bislang verwendeten Ultraschalltechnik. Echte Bewegungsdaten werden verknüpft mit DVT- und Intraoralscandaten. Und darüber hinaus bietet Schütz Dental für das System Zusatzmodule von EPA bis hin zum CMD-Trace an. Für jeden Anwender ist das Passende für sein Praxiskonzept dabei.
Wie sieht es mit der Software aus?
Buchholz: Die Verbindung zum Laptop besteht über eine WLAN-Verbindung. Was mir persönlich sehr gefällt, ist die verbesserte Darstellung der Ansicht und auch des Reports. Und ein Thema, das ich als Anwender mittlerweile voraussetze, aber leider noch nicht überall zur Verfügung steht, sind automatische Software-Updates.
Wie haben Sie das System in Ihrer Praxis integriert?
Buchholz: Da schließt sich für mich der Kreis der digitalen Praxis. Über eine VDDS Schnittstelle ist das Gerät eingebunden in die digitale Prozesskette in der Praxis und hat somit Anbindung an die digitale Welt. Bei uns ist die digitale Transformation gelebte Wirklichkeit und „Kür“ in der Praxis.
Erstveröffentlichung in der dzw Ausgabe 34–35/2019
Claudia Gabbert, Hamburg
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